77 Prozent aller Studenten gehen regelmäßig in die Mensa. In München zahlen sie für das "Standardgericht 2" 1,15 Euro. Staat und Studentenwerk legen noch mal 2,89 Euro drauf, als Subvention sozusagen. Dafür gibt’s dann Gulasch, Pasta oder Currywurst: Klassiker, bei denen man sich wünscht, selber gekocht zu haben. In der eigenen Küche zu Hause könnten die Studenten allein mit dem Zuschuss von 2,89 Euro mehr anfangen. Wir haben vier Köche gebeten, uns ihre besten Vorschläge zu machen. Carola Padtberg hat die preiswerten Mensa-Alternativen zusammengestellt.

(c) DIE ZEIT 24.06.2004 Nr.27

Carpaccio vom Eisbein mit Scampi und rohem Kohlrabi
 

Wer
Marketing- oder BWL-Student, der Eindruck schinden will. Dieses Gericht weist ihn als versierten Kochfreak und kreativen Konsumenten von Nischenprodukten aus.

Was
Ein gekochtes Eisbein von Fett und Sehnen befreien und Fleischstücke im Kühlschrank ein paar Stunden pressen. Das Eisbein enthält so viel Gelatine, dass der Knubbel danach dünn geschnitten werden kann. Süßliche Krustentiere kurz mit Knoblauch anbraten, sie ergänzen das leicht säuerliche Fleisch. Mit rohem Kohlrabi servieren.

Warum
Eisbein ist billig und lässt sich perfekt vorbereiten. Wer zusätzlich beeindrucken und mehr investieren möchte, kann Kaviar dazu reichen oder statt Kohlrabi Spargel nehmen.

Wie
Als Appetitanreger zu einem Glas Chardonnay aus der Pfalz.

Wann
Wenn Besuch kommt, dem man beweisen möchte, dass man Eisbein mag und trotzdem cool ist.

Das Rezept von Frank Buchholz, Fernsehkoch bei Vox, finden Sie hier


Hiziki-Algen- Strudel mit Hokkaido-Kürbis in Mürbeteig
 

Wer
Für Fischliebhaber und Sushi-Fans. Empfehlenswert auch für Studentinnen mit Eisenmangel.

Was
Eingeweichte Braunalgen mit gedünsteten Möhren in Mürbeteig aus Vollkorndinkel rollen und mit gebackenem Kürbis servieren.

Warum
Ohne Algen gäbe es kein Leben auf der Erde. Sie reicherten schon vor drei Milliarden Jahren die Atmosphäre mit Sauerstoff an. Grund genug, am Prinzip "Leben durch Algen" festzuhalten.

Wie
Vor dem Uni-Hauptgebäude in kleinen Stücken als hippen Leistungskatalysator verkaufen, zusammen mit gebratenem Tofu, Dhal und grünem Bancha-Tee.

Wann
Prima auf dem Empfang der Sinologen-Fachschaft oder als makrobiotisches Geburtstagsbuffet. Die Algen können außerdem als Raviolifüllung und im Wakame-Salat verwertet werden.

Das Rezept von Hans Schmid, Restaurant Naturalmente, Berlin, finden Sie hier


Seitan-Gyros mit Ofenkartoffeln, Tsatsiki, Möhrengemüse, Weißkohlsalat

Wer
Die vegan essende Pädagogikstudentin, die heimlich nach Gyros schmachtet.

Was
Seitan ist ein Fleischersatz aus Gluten, der nach allem schmecken kann – wenn man ihn richtig würzt. In Streifen knusprig angebraten mit viel Paprika, wird sogar etwas Gyrosartiges daraus. Ofenkartoffeln mit kaltem Tsatsiki stillen das sündige Verlangen nach Pommes mit Mayo.

Warum
In der traditionellen chinesischen Medizin vereint dieses Gericht die fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser im idealen Einklang. Die Gewichtung kann je nach Jahreszeit oder innerer Verfassung individuell abgestimmt werden.

Wie
Bitte nur Produkte aus ökologischem Anbau verwenden. Zu alkoholfreiem Biobier schmeckt es dann fast wie an der Gyrosbude. Anders als dort verträgt die vegane Variante mehrmaliges Aufwärmen.

Wann
Eine nette Überraschung für die gut aussehende neue Mitbewohnerin, deren strikt vegane Ernährung bisher alle Verabredungen zum Essen scheitern ließ.

Das Rezept von Marion Buchhalter, Restaurant Five Seasons, Köln, finden Sie hier


Hack-Donuts mit Selbstversorger-Salat und Marmor-Püree

Wer
Bodenständige und handwerklich begabte Studenten, die sich nicht scheuen, rohes Fleisch zu kneten.

Was
Der schnelle, billige Sattmacher: Die Donuts mit Beilagen liegen noch einen Euro unter dem Mensa-Zuschuss. Statt Frikadellen zu braten, Teig einfach in ein Donut-Blech füllen. Der Selbstversorger-Salat wächst auf größeren Wiesen: Löwenzahn, Sauerampfer, Brennnessel, Gänseblümchen. Für faule Städter darf’s aber auch Rucola aus dem Supermarkt sein.

Warum
Weil man sich nur ein Gericht merken muss, das man sieben Tage die Woche variieren kann: Möhren statt Sellerie, Pesto oder Spinat in das Püree, Hack mit Kreuzkümmel oder Rosinen…

Wie
Warm oder kalt mit salzigem Lassi.

Wann
Nach dem Uni-Sport in der Wohnküche oder als Fingerfood auf der Party.

Das Rezept von Dagmar von Cramm, Food-Journalistin, finden Sie hier